Prolog
Mit einem kurzem Blick auf die Uhr erkannte Katlynn, dass sie spät dran war. „Ach verdammte Scheiße!" Fluchend raste sie die Wendeltreppe ihrer Wohnung hinunter, welche bedrohlich knarrte. Sobald sie im Flur stand, schob sie ihre schmalen Füße in ihre viel zu großen Sportschuhe. Als sie an dem Kleiderständer vorbeirannte, griff sie nebenbei ihre Lederjacke, welche zwar nicht zu ihrem gelben Sommerkleid passte aber hey, taten ihre klobigen Schuhe auch nicht. Schnell raus, Tür abschließen und ins Auto. Sobald sie im Fahrersitz saß, band sie sich schnell ihre schulterlangen, dunkelbraunen Haare zusammen. Sie hatte keine Lust, dass ihr ihre Haare während der Fahrt wild vor die Augen flogen. Der Mob auf ihrem Kopf war eh kaum zu bändigen und die lockigen, wilden Locken trieben sie jeden Tag aufs Neue in den Wahnsinn. Auch so war es schon dunkel genug. Schon fast zweiundzwanzig Uhr wenn sie sich nicht irrte. Als Katlynn ihr Miet-Auto startete, hörte sich der Motor an als würde er jede Sekunde explodieren. Gute Güte, sie musste sich verdammt noch einmal einen Job besorgen um sich ein richtiges Auto leisten zu können, bevor sie von einem Defektem Motor in die Luft gejagt wurde. Vorsichtig fuhr sie aus ihrer Ausfahrt raus und lenkte in Richtung Autobahn. Sie liebte Deutschland, doch das Wetter war einfach scheiße. Neben der Dunkelheit, regnete es nämlich auch noch. „Oh wie ich es liebe.." murmelte sie zu sich selber als sie sich darauf konzentrierte keine Briefkästen umzufahren. Sie fuhr schon nach kurzer Zeit auf die Autobahn und zischte genervt angesichts der Aussicht. Sie sah trotz Scheinwerfer so gut wie nichts. Die Straße praktisch gar nicht. Sicherheitshalber drosselte sie das Tempo. Genau in diesem Moment klingelte ihr Steinzeit Handy. Mit einem raschem Blick stellte sie fest, dass es ihr Vater war der um diese verkackte Uhrzeit noch anrief. Auf seine großen Reden hatte Katlynn keine Lust, sie wusste, dass er anrief, weil sie zu spät war und er das nicht gut hieß. Sie hatte keine Lust, von ihm nun zusammengepfercht zu werden wie so eine Achtjährige. Sie nahm ab. „Hallo Papa." Der Versuch, so lässig wie möglich zu klingen, um ihn nicht noch hochzuschaukeln, ging in die Hose. Ihre Stimme hörte sich an wie eine rostige Schaukel und ihre Unsicherheit schwang fast sichtbar durch den Hörer. „Wo bist du?" Der sachliche und herrische Ton ihres Vaters ließ sie zusätzlich noch zusammenfahren. Jesus Christus, er war sauer. „Bald da." Eine dreiste Lüge, immerhin war sie ja gerade erst losgefahren. Kurz schaute sie in den Seitenspiegel und sah schwach die Lichter eines anderen Autos. „Wann denn? Du bist auch jetzt schon spät dran." Man hörte ihn stark Luft ausstoßen bevor er weitersprach. „Du könntest ja wenigstens am Geburtstag deiner Tante mal pünktlich kommen." Genervt verengte Katlynn die Augen und zischte, sie konnte die verdammte Straße kaum bis gar nicht sehen. Es war als wären heute Nacht weder Sterne noch der Mond persönlich da um Licht zu spenden. „Papa.." – „Es ist als würde dich ihr Geburtstag nicht einmal interessieren." Bei dem abfälligen Tonfall seiner Stimme drehte ihr Magen sich gleich dreimal um. „Du solltest wissen, dass mich das sehr wohl interessiert." Was so nicht stimmte, sie hätte nicht noch fetter Lügen können. Der langweilige Geburtstag ihrer Tante, die sie kaum kannte, ging ihr am Ar... vorbei. Lieber wäre sie zuhause und würde schlafen. Sie war nicht einmal wirklich Müde aber hatte eh nichts Besseres zu tun. „Ach.." Als die grobe Stimme ihres Vaters weicher wurde, bissen sich ihre Schuldgefühle in ihrem Herz fest und würden so bald auch nicht mehr los lassen. „Ich weiß doch Schatz, ich bin nur etwas angespannt. Der Tag war ein wenig mehr als stressig." Natürlich war er das, immerhin hatte er einen gut bezahlten Job als Firmenleiter. Kein Wunder, dass der Tag anstrengend Verlaufen war, er hatte zu hundert Prozent das gesamte Tageslicht mit Arbeiten verbracht. Ein plötzlicher Ruck ging durch ihr Auto. Mit einem erschrockenen Keuchen krallte sie sich am Lenkrad fest und schaute erschrocken hinaus mit einem Seitenblick. Diese Dunkelheit war doch nicht normal, man sah gar nichts mehr. Wo zur Hölle war die verdammte Straße?! „Schatz?" Die Stimme aus ihrem Handy zwang sie aus ihrer kleinen Panikattacke. „Alles gut, ich muss Schluss mache, denn es ist wirklich verdammt Dunkel-" Was der Moment war, wo ein Baum wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte. Katlynn schrie auf und riss das Steuer herum, trat gleichzeitig auf die Bremse. Trotz ihres verzweifeltem Versuches, das hier ohne jeglichen Schaden zu überstehen, krachte ihr alter Smart etwas seitlich in den massiven Baum, wurde seitlich herumgerissen und fing an sich zu überschlagen. Alles war im Chaos. Komplett orientierungslos wurde sie wild herumgeschleudert. Ihr Sicherheitsgurt knarrte und ächzte protestierend, doch hielt stand. Ihre Finger waren immer noch krampfhaft um das Lenkrad gekrallt, was bei jedem Überschlag schwerer und schmerzhafter wurde. Ihr Zopf riss auf und ihre Haare flogen wild um ihr Gesicht herum. Das Handy, welches im Seitenfach gelegen hatte, flog, genauso wie alles andere, was lose war, durch das Auto. Man hörte das Splittern von Glas, aber welches der Fenster oder wie viele zu Bruch gingen, war nicht zu erkennen, Vielleicht auch alle. Nach zehn oder fünfzehn Überschlägen kam alles endlich zum Stillstand. Kopfüber blieb ihr nun total demolierter Wagen stehen. Die Schwerkraft und ihr Gewicht arbeiteten gegen sie und ihr Sicherheitsgurt grub sich in ihre aufgeschürfte Haut. Benebelt stellte sie fest, dass die Windschutzscheibe zerbrochen war. Trotz der fehlenden Scheibe sah es immer noch so abnormal dunkel aus. Als würde das nun flimmernde Scheinwerferlicht von der Finsternis der Nacht eingedämmt werden. „Katlynn?!" Die laute Stimme ihres Vaters drang von irgendwo zu ihr durch. „Was ist passiert?" Man hörte seine Sorge. Nur langsam drängte sich der Fakt, dass sie einen Unfall gebaut hatte, in den Vordergrund. Auch ohne ihr Gewicht im Gurt war sie sich sicher, dass ihr gesamter Körper wehtun würde. Sie wollte sich bewegen doch ihre Gliedmaßen hingen nur nutzlos und verdreht an ihrem Körper. Nutzlos. „Schatz?!" , sie musste ihrem Vater Bescheid sagen. Er würde ihr helfen. Sie bildete sich sogar schon ein, dass die Dunkelheit jegliches Licht von den Scheinwerfern einfach hemmte, bis es komplett schwarz war um sie herum. Sie wollte den Mund aufmachen und schreien, weinen, ihrem Vater sagen, was passiert war. Stattdessen kam nur ein unklares Gurgeln aus ihrer Kehle heraus. Etwas Warmes rann ihr Gesicht herunter und ein metallischer Geschmack, der sich in ihrem Mund ausbreitete, sorgte dafür, dass sie sich erst einmal kräftig übergab. Die Stimme ihres Vaters schwand mit ihrem Bewusstsein und alle Umrisse verschwammen. Sie musste an die Erdbeerplätzchen ihrer Mutter denken. Sie hatte Hunger. Gleichzeitig musste sie daran denken, dass das hier vielleicht ihr unvermeidlicher Tod werden würde. Katlynn röchelte angestrengt und dachte an das Leben, dass sie geführt hatte, als das schwarze Schaf. Sie hatte nie wirklich eigenes Geld gehabt und wäre bald Obdachlos geworden...oder eine Nutte. Gott, sie war erbärmlich. Den ganzen Dreck den man in seinem Leben anstellen konnte, den hatte sie längst aus erster Hand erlebt. Gemacht. Doch durch alles waren ihre Eltern mit ihr gegangen, um sie mit Liebe und Geduld zu unterstützen. Sie wollte heulen, doch eine bleiende Müdigkeit macht sich in ihr breit. Als sich ihre Augen schlossen, konnte Katlynn die Stimme ihres Vaters längst nicht mehr hören. Sie war erschöpft und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Warum war sie nochmal hier? Was tat sie hier? Sie wollte nach Hause, zu ihren Eltern. Katlynn spürte nicht wie sie das Bewusstsein verlor. Es war so unrealistisch. Sie starb nicht wirklich, oder?
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Ich würde mich über jede Art von Feedback freuen.
Nur um zu wissen, dass das hier irgendjemand ließt.
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