13. ein unvergesslicher geburtstag

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DIE LETZTEN ZWEI TAGE.' Die hatten sich gezogen wie Kaugummi. Julie war absolut ratlos gewesen. Während sie sich immer wieder einredete das Eddie sowieso nicht kommen wollen würde, wollte sie ihn gleichzeitig mehr als alle anderen dabei haben. Immerhin hatte er ihr die letzten Wochen so geholfen wie kein anderer und so ein Kuchen Stück wäre doch ein super Dankeschön, oder? Außerdem hatte sie so verdammt viel gelacht mit ihm. So viel wie überhaupt noch nie in ihrem Leben.

Aber Julie hatte ihn nicht gefragt. Nein. Sie ging ihm sogar in der Schule aus dem Weg. Jedesmal wenn sie ihn sah bog sie in die andere Richtung ab. Es war besser so. So hatte sie ihn nicht eingeladen, was sowieso eine hinrissige Idee war. Und sie musste keine Angst davor haben, das sie jemand auf der Party fragen würde was um alles in der Welt passiert sein musste das Eddie eingeladen wurde. Auf so ein Gespräch war Julie nicht vorbereitet. Auf so ein Gespräch würde sie nie vorbereitet sein.

Doch heute war ihr Geburtstag und Julie hatte sich geschworen verdammt noch mal spaß zu haben. Sie würde auch ohne Eddie lachen können und nicht an diese Merkwürdigen Dinge denken müssen! Jedenfalls hoffte sie das, als mitten in der Nacht die Tür ihres Zimmers aufging. Die Lampe vom Flur schien herein und ihre Mom, in ihren Händen eine Schokoladen Erdbeere Torte, kam rein. Die Kerzen flackerten fröhlich vor sich hin, während ihre Mom leise Happy Birthday sang.

„Das geht noch so weiter bis ich aufs College gehe, oder?" Setzte Julie sich auf und warf einen Blick auf die Uhr. Genau 03:17 Uhr.

„Wenn du nicht mehr hier wohnst rufe ich dich an" Grinste sie. „Jetzt puste die Kerzen aus" Julie tat wie ihr gesagt wurde und pustete die Kerzen aus. „Weißt du genau um diese Uhrzeit erklang dein kleiner schrei durchs Krankenzimmer" Setzte ihre Mom sich auf's Bett. „Du warst so klein und einfach perfekt"

„Mom, du erzählst mir das jedes Jahr!" Lachte Julie. „Ich könnte ein Referat darüber halten!" Sie lachte ebenso und gab ihrer Tochter eine der zwei Kuchengabeln.

„Habe ich extra in Auftrag gegeben" Grinste sie.

„Das wäre nicht nötig gewesen" Lächelte Julie und Häufte sich etwas auf ihre Gabel. Es war ihr Ritual. So ein verrücktes Mutter Tochter Ding. Jedes Jahr zu ihren Geburtstag, kam ihre Mom zur passenden Uhrzeit in ihr Zimmer und dann aßen sie eine klitzekleine Schokoladen Erdbeere Torte. Aber dieses Jahr war so einiges anders. Es war das letzte mal, wenn sie aufs College gehen sollte. Außerdem war alles woran Julie denken konnte doch tatsächlich ob Eddie diese verdammte Torte auch schmecken würde. Was war los mit ihr?

„Was ist los Schatz, du hast Geburtstag!"

„Yey" Jubelte Julie.

„So warst du das letzte mal drauf, als du an deinen achten Geburtstag Krank warst" Oh, ja. Das war der schlimmste Geburtstag in der Geschichte der Murphys gewesen. Julie war den ganzen Tag über in ihrem Bett gewesen oder hatte sich über der Toilette übergeben. Bloß zum Geschenke auspacken war sie runter gekommen. Erst eine Woche später hatte sie realisiert was sie überhaupt geschenkt bekommen hatte.

„Okay, kann ich dich was fragen ohne das du da all zu viel hinein interpretierst?" Seufzte Julie und stopfte sich noch ein Stück der Torte rein. Ihre Mom nickte. „Wenn ich mich mit jemanden verstehen würde, aber wissen würde das meine Freunde ihn absolut schräg finden und wohlmöglich denken würden er hätte mich unter einen Satanischen Fluch gefangen genommen" Plapperte sie los. „Sollte ich dann, A: Ihn dennoch einfach zur Party mit schleppen? Oder B: Die Tatsache ignorieren das ich ihn gern dabei hätte?"

„Gehts um den Munson Jungen?" Bildetet sich auf ihren Lippen ein schmunzeln.

„Das ist absolut nicht relevant für deine Meinung!" Schnaubte Julie und aß noch ein Stück der Torte.

„Julie, ich habe dich in den letzten Wochen so ausgelassen und glücklich gesehen wie.. wie noch nie" Lachte ihre Mom. „Du hast mal was anderes getan als deine Nase in Bücher zu stecken und du warst weniger angespannt. Ehrlich das du noch keinen steifen Nacken hast, kann ich echt nicht verstehen"

„Komm auf den Punkt" Drängte sie.

„Du warst endlich mal unter Leute.. ich würde lügen wenn ich sagen würde das hat mich nicht glücklich gemacht"

„Aber dir ist schon klar das ich mit jemanden unterwegs war der Drogen vertickt und einen fragwürdigen Geschmack in Musik hat?"

„Ja, ja das ist mir klar" Zuckte ihre Mom amüsiert mit den Schultern. „Aber er hat meine Tochter auch sicher und nicht zu spät nach Hause gebracht"

„Er fährt wie ein irrer, als wäre er auf der Flucht" Lachte Julie. „Und seine Haare müssten dringend mal geschnitten werden! Wenigstens die Spitzen, dann würden sie viel gesünder aussehen"

„Ich habe das Gefühl du brauchst meine Meinung gar nicht" Schmunzelte sie. „Was du brauchst ist einen tritt in den Hintern"

„Mom!"

„Na ist doch wahr! Du hast doch bloß angst was Abigail und die anderen über deine.. schuldige Schatz wie nennen wir das Freundschaft, Verknalltheit?" Fassungslos sah Julie ihre Mom an. War die Frage wirklich ernst gemeint!?

„F-Freundschaft!"

„Ich frag ja nur" Lachte sie. „Also du hast doch nur angst was deine sogenannten Freunde davon halten, richtig?" Julie nickte. „Glaubst du er würde sich wohl fühlen bei ihnen allen?"

„Ich glaube er würde nicht einmal kommen" Antwortet sie.

„Hast du ihn gefragt?"

„Nein"

„Woher willst du das dann wissen?" Hob ihre Mom die Braue.

„Weil Eddie nicht der Typ für sowas ist" Zuckte Julie mit ihren Schultern. „Er spielt DnD mit Dustin Henderson, außerdem spielt er in na Band und ist einfach so komplett anders als alle die ich kenne."

„Sicher das wir hier von Freundschaft reden?" Schmunzelte sie schon wieder, bis Julie sie vernichtend ansah. „Ich mein ja nur dein lächeln das-"

„Weißt du was, ich würde jetzt echt gerne weiter schlafen!" Unterbrach sie ihre Mom.

„Dir ist das unangenehm" Lachte sie.

„Nein!" Schnaubte Julie. „Ich, ich will jetzt einfach schlafen"

„Und von den Munson Jungen Träumen, schon klar" Nickte ihre Mom neckend.

„Verschwinde!" Fing Julie an zu lachen und warf eines ihre Kissen auf sie.

Kaum war Julie auch wieder eingeschlafen, bimmelte ihr Wecker. Das erste mal seit.. eigentlich das erste mal überhaupt hatte sie keine Lust auf die Schule. Sie wollte nicht die Geburtstags wünsche von ihr absolut fremden Personen hören und schon gar nicht irgendwelche Geschenke an ihren Spind sehen! Sowas war absolut.. absolut nicht ihr Ding! Aber genauso kam es. Genauso, genau in der Reihenfolge.

Kaum hatte Julie, die Kopfhörer auf, den Schulhof betreten winkten ihr auch schon Schüler zu und riefen ihr ihre besten Wünsche zu. Julie lächelte sie alle bloß an. Sie nahm nicht einmal ihre Kopfhörer ab. Wieso auch? Um die Gefahr zu erhöhen mit ihnen allen reden zu müssen.. nein, darauf hatte sie keine Lust! Schon gar nicht so früh am Morgen.

An ihren Spind hingen genau drei Riesen große Luftballons. Alle in rosa und auf allen stand mit goldenen Stift Happy Birthday geschrieben. Oh sie hätte Abigail am liebsten den Hals umgedreht. Julie hatte nichts gegen ihren Geburtstag, absolut nicht, aber was sie hasste war so an den Pranger gestellt zu werden. Egal wie gut Abigail es damit meinte.. Julie wollte solch eine Aufmerksamkeit nicht. Gut. Vielleicht wollte sie diese Aufmerksamkeit auch einfach nicht damit Eddie nicht mitbekam das sie Geburtstag hatte. Aber ganz ehrlich. Diese Luftballons hatte wohl schon jeder gesehen. Sie waren gigantisch groß!

Schnaubend schlug sie die Luftballons zur Seite, um ihren Spind auf zu bekommen und wurde von rosa sowie goldenen Glitzer überrascht. Ernsthaft?! Das Zeug klebte an ihrer ganzen Kleidung sowie in ihren Haaren. Prima. Wirklich. Noch eindeutiger konnte man es wirklich nicht machen. Selbst in den Spanisch Büchern war das Zeug! Genervt schlug Julie ihren Spind zu, als Eddie sich an den Spind neben ihren lehnte.

„Siehst aus wie ne Discokugel"

„Ich hasse Discokugeln!" Stampfte sie mit ihren Fuß auf. „Und ich hasse diese blöden Luftballons!" Schlug Julie gegen einen der drein, weshalb er ausweichen musste.

„Magst du keine Geburtstage?" Fragte Eddie und erst da bemerkte sie wirklich mit wem sie überhaupt gerade sprach. Wie erstarrte Blickte Julie ihn an. „Hast du den Glitzer verschluckt?" Scherzte er.

„Nein"

„Also Geburtstage sind nicht so dein Ding?" Fragte Eddie erneut.

„Ich finds einfach ätzend so im Vordergrund zu stehen"

„Du bist eine ziemlich beliebte Cheerleaderin, stehst du nicht immer im Vordergrund?" Schob er den Luftballon weg der ihm die Sicht versperrte. Naja. Ja. Aber nicht so wie andere! Abigail stand tausendmal mehr im Vordergrund. Und das war auch gut so!

„Wenn man es so sieht, ja" Rollte Julie mit ihren Augen.

„Man kann es nur so sehen" Zuckte er amüsiert mit den Schultern. „Aber darf ich dir trotzdem alles gute wünschen, auch wenn du scheinbar kein großer fan davon bist"

„Du weißt das ich Geburtstag habe?" Fragte sie viel zu verblüfft nach. „Wegen den Luftballons oder-"

„Wir leben seit ein paar Jahren in der selben kleinen Stadt" Kramte Eddie in seinen Rucksack rum.

„Dennoch könnte ich nicht mal vermuten in welchem Monat du Geburtstag hast" Murmelte Julie. Sie konnte nicht mal genau sagen wo er wohnte.

„Ich bin ein aufmerksamer Mensch" Fischte er ein Geschenk raus.

„Du bist ein Stalker" Schmunzelte Julie.

„Hatten wir uns nicht auf stiller Beobachter geeinigt?" Lachte Eddie leicht und reichte ihr das Geschenk.

„Du hast mir was gekauft?!" Er nickte. „Das war aber nicht nötig"

„Ja" Kratzte Eddie sich am Hinterkopf. „Aber ich habs gesehen und da bist du mir eingefallen und.. nimm es einfach, bitte" Zögernd nickte Julie und nahm es an.

„Danke" Lächelte sie.

„Ich hoffe niemand anderes hat es dir schon gekauft"

„Ach, mach dir da mal keine sorgen" Wink Julie ab. „Wenn es wirklich etwas ist was mir gefällt, dann hat das mit Sicherheit kein anderer gekauft" Denn meistens bekam sie für Mädchen typischen Geschenke. Ein wenig Lipgloss, Duftkerzen oder anderen unnötigen Kram.

„Dann hoffe ich mal du hast recht" Lächelte er ebenso.

„Habe ich! Das letzte mal da"

„JULIE!" Wurde sie von einen Haufen Cheerleadern unterbrochen. Sie standen am Eingang, liefen gerade auf sie zu und hielten ein großes Geburtstags Schild hoch. Natürlich waren Abigail und Chrissy auch dabei.

„Oh, nein bitte nicht" starrte Julie in ihre Richtung.

„Das ist mein Stichwort" Stoß Eddie sich von der Wand ab.

„Nein, warte, brauchst nicht gerade plötzlich Hilfe in Spanisch oder so?" Rief Julie ihm hinter her. Er lachte.

„Hab einen wunderbaren Geburtstag, Julie Murphy."

Selbst am Abend, als Julie zusammen mit Jannik vor Abbie's Riesenhaus stand, dachte sie über sein Geschenk nach. Sie hatte es immer noch nicht geöffnet. Immerhin hatte sie bis 15 Uhr Schule gehabt, und da die Party um 19 Uhr anfing, musste Julie sich noch fertig machen. Wobei Jannik viel länger gebraucht hatte!

„Also... bist du bereit?" Stupste Jannik sie an. Nein. Julie wollte nach Hause, zu ihrer Mom. Mit ihr öde Filme gucken und ans Telefon gehen, wenn jemand aus ihrer Familie ihr gratulieren wollte. Außerdem wollte sie verdammt noch mal Eddie's Geschenk aufmachen.

„Wenn ich jetzt nein sage, zerrst du mich doch trotzdem rein."

„Stimmt," nickte er grinsend.

„Na dann... lass es uns hinter uns bringen."

„Du bist heute so positiv," lachte Jannik und hakte sich bei ihr ein. Kaum hatte Julie die Haustür geöffnet, sprangen sie auch schon alle hervor. Die Lichter gingen an, und alle fingen an los zu singen. Ihr absichtlich schiefes und krummes Singen entlockte ihr wenigstens ein Grinsen, und als sie bei ihnen ankam, hielt sie sich provokativ die Hände auf die Ohren, bevor Steve sie als Erster umarmte.

„Alles Gute, Julie!" Er wuschelte, als wäre sie ein kleines Kind, durch ihr Haar.

„Danke," lachte Julie.

„Mein Geschenk ist das mit der roten Schleife!" Deutete er auf den Berg voller kleiner und großer Päckchen. Seins lag ganz oben auf der Spitze.

„Ist notiert, Harrington," schmunzelte sie.

„Jetzt geh weg!" Schubste Robin ihn zur Seite, und das ging sicher eine ganze Stunde weiter so. Julie begrüßte sie alle, nahm die tausend weiteren Geburtstagswünsche an und bedankte sich bei jedem fürs Kommen. Eigentlich hatte Julie wirklich Spaß! Sie tanzte mit Steve zu „Dancing in the Dark" von Bruce Springsteen, eines ihrer absoluten Lieblingslieder! Naschte mit Jannik die ganzen mit Schokolade überzogenen Erdbeeren - ehrlich, dass sie keinen Zuckerschock bekam, war wirklich ein Wunder. Und lachte mit Robin über die wirklich amüsanten Karaoke-Versuche von Chrissy.

Geschenke auspacken war das Beste am Geburtstag, jedenfalls sollte es das sein. Julie hatte nun schon sieben geöffnet und zum siebten Mal gelächelt und sich höflich bedankt. Es waren im Grunde alles die selben Geschenke. Geschenke, die man jemandem schenkte, den man nicht besonders gut kannte, von dem man nichts Persönliches wusste.

Erst als sie Steve's Geschenk öffnete, legte sich auf ihre Lippen ein Grinsen. „Damit du nicht mehr meinen Kunden alle Filme wegschnappst."

„Den Tipp hatte er von mir," grinste Robin.

„Du musst alle Momente immer zerstören, oder?" sagte Jannik.

„Das ist ihre Persönlichkeit," lachte Julie und legte die Videokassetten zu den anderen geöffneten Geschenken. „Danke, Steve." Er nickte zufrieden.

„Wollt ihr noch was zu trinken?" Stand er auf, als Robin sowie sie selbst mit den Köpfen schüttelten.

„Siehst du, so schlimm ist es hier gar nicht!" Strahlte Robin. Stimmt. Immerhin redete kaum einer mit Julie und ging ihr auf die Nerven. Bloß Jannik und Steve waren wirklich die ganze Zeit bei ihr.

„Hast du denn schon mit Vicky geredet?" Lehnte Julie sich zu Robin vor, damit niemand sie hörte. Obwohl die Musik so laut war, dass das eigentlich unmöglich war. Aber bei diesen Highschool-Schülern wusste man ja nie!

„Hast du denn schon dieses ominöse Geschenk geöffnet?" Deutete sie auf Julies Tasche.

„Ich wollte erst... naja, die anderen alle öffnen," umklammerte Julie ihre Tasche.

„Komm schon, mach es auf!" sagte Robin. „Bitte!"

„Na schön," seufzte Julie und fischte es aus ihrer Tasche. Es war wirklich schrecklich verpackt. Aber das ließ sie wieder nur schmunzeln. Etwas nervös riss Julie das Geschenkpapier auseinander und enthüllte doch tatsächlich den ausverkauften Horror-Roman von Stephen King: Es. Julie konnte gar nicht anders, als freudig aufzujubeln. Das beste Geschenk, das sie heute bekommen hatte, kam tatsächlich von Eddie Munson. Dass er sich überhaupt gemerkt hatte, wie unbedingt nötig sie dieses verdammte Buch brauchte. Wie verrückt sie nach Stephen King war. Er hatte ihr an Halloween tatsächlich zugehört.

„Warte, wer außer uns weiß, dass du eine ungesunde Besessenheit von Stephen King hast?" riss Robin ihr das Buch aus der Hand. „Von wem ist das Geschenk?"

„Unwichtig," zuckte Julie mit den Schultern. „Du bist nur eingeschnappt, weil du nicht auf die Idee kamst." Nimm ihr das Buch wieder weg.

„Das auch, ja," lachte Robin. „Also?"

„Ich gehe frische Luft schnappen, kommst du mit?" Stand Julie von ihrem Stuhl auf.

„Ich finde es sowieso heraus!"

„Ich schätze, das heißt so viel wie 'Nein'," lachte sie und lief alleine raus. Vorbei an den tanzenden, knutschenden und trinkenden Gästen.

Es war toll, frische Luft einzuatmen und einfach mal seine Ruhe zu haben. Bis auf ein paar vereinzelte Lieder würde Julie nicht unbedingt sagen, dass Abigail und sie den gleichen Musikgeschmack hatten. Direkt gegenüber von Abbie's riesigem Haus, auf der anderen Straßenseite, stand eine Tischtennisplatte, dahinter der freie Basketballplatz. Julie hopste auf die Tischtennisplatte und versuchte unter dem Licht der Laterne, die ersten Zeilen von King's Roman zu entziffern.

Sie hatte ohnehin keine Lust mehr zu tanzen. Außerdem war Steve in seine zweite Phase übergegangen: Mädchen anbaggern. Da wollte sie wirklich nicht im Weg stehen. Und Robin würde nur mit Vicky reden, wenn sie Julie nicht mehr als Ausrede hatte! Also war es vielleicht mal gut, wenn sie für ein paar Minuten verschwand. Naja, oder... sie verschwand für den ganzen Rest des Abends. Niemand konnte sagen, dass sie ihre Pflicht nicht getan hatte!

Julie hatte sich bei jedem bedankt, mit ihren wirklichen Freunden Spaß gehabt, Kuchen gegessen und ihre Geschenke geöffnet. Niemand würde sie vermissen! Niemand würde es überhaupt merken, zumal beinahe alle bis oben hin voll waren. Die Einzige, die es mitbekommen würde, wäre Robin. Aber die würde ohnehin wissen, dass Julie nach Hause gelaufen war und nun die ganze Nacht Es lesen würde.

Julie hatte gerade das erste Kapitel von Es gelesen, als plötzlich Eddie neben ihr auftauchte. „Wieso sitzt das heutige Geburtstagskind ganz alleine draußen?"

„Meine Güte!" ließ sie beinahe das Buch fallen. „Bist du etwa aus dem Wald gekommen?" Sie drehte sich erschrocken um. Ihr Herz raste, und sie konnte den schnellen Puls in ihren Ohren hören.

„Frag lieber nicht," sagte Eddie, mit einem amüsierten Grinsen, das er nicht verbergen konnte.

„Du hast Drogen verkauft, richtig?" fragte Julie, immer noch von dem Schock ergriffen. „Und dann dachtest du dir: 'Hey, erschrecken wir doch einfach mal Julie an ihrem Geburtstag zu Tode, richtig?'"

„Schrei das doch noch lauter," lachte Eddie. „Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken."

„Das ist schief gegangen," schnaubte sie, aber allmählich beruhigte sie sich. Die Nervosität ließ nach, auch wenn ihr Herz immer noch ein wenig schneller schlug.

„Ja, das sehe ich," nickte er und grinste weiter. „Aber was hast du denn gedacht, wer ich bin?"

„Keine Ahnung!" Julie verschränkte die Arme, ihre Stirn runzelte sich. „Du hättest alles sein können!"

„Du liest echt zu viele Horror-Geschichten," lachte er immer noch, und seine Augen funkelten, als ob er wirklich amüsiert war.

„Und du solltest nicht einfach aus Wäldern springen!" zischte sie. Ihr Puls normalisierte sich, aber sie fühlte immer noch ein wenig Adrenalin. „Außerdem passiert sowas eher in dem Wald an der Schule, oder?"

„Woher weißt du das?" fragte Eddie, hob eine Augenbraue, sichtlich überrascht und interessiert.

„Ich bin schlau, ich weiß viele Dinge," zuckte Julie mit den Schultern, versuchte dabei ruhig zu wirken, obwohl sie den Blick, den er ihr zuwarf, nicht ganz ignorieren konnte.

„Und trotzdem sitzt du alleine hier draußen, im Dunkeln," sagte er. „Vielleicht bist du doch nicht so schlau, wie du denkst."

„Das Geburtstagskind steht nicht so auf Cyndi Lauper und Blondie," sagte Julie und deutete in Richtung Abbie's Haus, aus dem die laute Musik von Cyndi Lauper drang.

„Kein Tears for Fears oder The Smiths?" fragte Eddie und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er hatte sich wirklich etwas gemerkt.

„Nicht mal Madonna oder The Bangles," sagte Julie, mit einem Seitenblick.

„Du hast einen furchtbaren Musikgeschmack," lachte Eddie.

Julie schnaubte nur. „Gleichfalls."

„Und wie ist es?" Eddie stupste sie spielerisch an und deutete auf das Buch, das sie noch immer in den Händen hielt. Sofort musste Julie grinsen.

„Oh, großartig!" strahlte sie. „Gut, ich habe erst das erste Kapitel gelesen, aber wie Pennywise..."

„Wer ist Pennywise?" unterbrach Eddie sie, seine Neugierde deutlich spürbar.

„Pennywise, der Clown, auch E genannt," erklärte sie geduldig. „Es war schon echt krass, wie er Georgie angelockt und dann umgebracht hat."

„Du findest es großartig, dass ein Clown einen Jungen namens Georgie umgebracht hat?" Eddie wiederholte, fast ungläubig.

„Mit gelber Regenjacke... und jetzt fliegt Georgie wie all die anderen," sagte Julie grinsend. Ihre Augen blitzten vor Begeisterung, als sie das Kapitel noch einmal durchging.

„Und man sagt, ich sei der Freak," lachte Eddie.

„Hey!" Julie schlug ihm leicht gegen die Schulter. „Ich find einfach, dass es toll geschrieben ist."

„Also war es ein gutes Geschenk?" fragte er mit einem aufrichtigen Lächeln. Julie blickte ihn an, ihre Wangen ein bisschen rosig. Das war das beste Geschenk, das sie bekommen hatte - sie konnte es nicht leugnen. Aber trotzdem zögerte sie, es ihm direkt zu sagen.

„Ich bin jedenfalls nicht unglücklich über das Buch," schmunzelte sie und sah ihm in die Augen. Es war wirklich das Beste, was sie heute bekommen hatte. „Wirklich, Eddie, danke." Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie bemerkte, wie Eddie zufrieden nickte. Ein paar Strähnen fielen ihm in die Augen, und ohne es wirklich zu merken, fühlte sie ein seltsames Ziehen in ihrer Brust. Hatte sie gerade wirklich das Bedürfnis, ihn zu umarmen? Was war das gerade?

„Das erleichtert mich," sagte er, und sein Grinsen wurde weicher. „Ich habe mir echt den Kopf darüber zerbrochen."

„Über ein Geschenk für mich?" fragte sie.

„Hm, naja," stammelte er, drehte nervös an einem seiner Ringe. Er war sichtlich unsicher, aber gleichzeitig auch irgendwie offen. „Irgendwie schon, ja." Er sah sie mit einem Blick an, der etwas Intensives hatte, das Julie für einen Moment sprachlos machte.

Sie war nervös - und zwar richtig. Genauso nervös wie damals beim Vortanzen fürs Cheerleading, vielleicht sogar noch mehr. Es war ein Gefühl, das sie nicht so genau einordnen konnte. Und deshalb sprang sie schnell von der Tischtennisplatte.

„Ich, ich sollte jetzt gehen," presste Julie das Buch an sich und blickte kurz weg.

„Zurück zu deiner Party, klar," nickte Eddie, aber sein Lächeln verblasste ein wenig, als er sie ansah.

„Oh, nein," schüttelte Julie den Kopf. „Ich ertrage kein weiteres Lied von Cyndi... außerdem will ich wissen, wie es mit Bill weitergeht."

„Du wohnst zwanzig Minuten von hier entfernt," sprang er ebenfalls von der Platte. Seine Bewegungen waren geschmeidig, fast wie im Einklang mit der Nacht.

„Das ist überraschenderweise richtig," gab Julie zu.

„Es ist Mitten in der Nacht," ergänzte Eddie, und seine Stimme klang irgendwie besorgt, fast als würde er sich um sie kümmern wollen.

„Auch das hast du sehr gut erkannt," sagte Julie mit einem Lächeln.

„Nicht, dass Pennywise dich noch holt," sagte Eddie und grinste frech.

„Hör bloß auf damit!" schlug Julie ihm nach, was ihn zum Lachen brachte.

„Ich mache dir einen Vorschlag," sagte Eddie, als er wieder einen Schritt näher trat. „Ich begleite dich nach Hause, und dafür kannst du mir jedes noch so kleinste Detail vom ersten Kapitel erzählen. Ehrlich, ich würde wirklich gerne wissen, was es mit den Fliegen auf sich hat."

Julie spürte, wie sich ihre Nervosität in angenehme Wärme verwandelte. Es war ein Angebot, das sie nicht ablehnen wollte. Und es fühlte sich plötzlich ganz richtig an.

„Das weiß ich selbst noch nicht so genau," setzte sie zum Gehen an, und ehrlich gesagt war sie ganz froh über seinen Vorschlag. „Aber sobald ich es weiß, erzähle ich es dir," fügte sie mit einem schelmischen Lächeln hinzu.

Niemand hatte jemals wirklich Interesse daran gezeigt, ihr Geplapper zuzuhören. Aber Eddie - er hörte ihr zu. Und dass er sie nach Hause begleitete, machte diesen Moment zu dem besten Teil ihres Geburtstags.

„Klingt fair," nickte Eddie, sein Lächeln war jetzt ehrlich und warm. Den Rest des Weges redete Julie, ohne Punkt und Komma. Und Eddie? Er hörte ihr aufmerksam zu, als ob nichts anderes auf der Welt wichtiger wäre.

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